Arbeitsrecht: Arbeitszeugnis prüfen und korrigieren

Von: Arbeitsrecht Letzte Aktualisierung: vor 1 Monat

Arbeitsrecht: Arbeitszeugnis prüfen und korrigieren

Anspruch, Aufbau, Noten-Codes und Berichtigungsrechte – so sichern Beschäftigte ein faires Zeugnis. Allgemeine Information, keine Rechtsberatung.

Schnell-Überblick (Form, Fristen, Pflichten)

ThemaWichtigster PunktHinweis
AnspruchEinfaches oder qualifiziertes ZeugnisWohlwollend & wahr
FormAuf Geschäftspapier, unterschriebenKeine Knicke, Flecken, Geheimcodes
FristAnsprüche zeitnah geltend machenAusschlussfristen im Vertrag/Tarif
BewertungLeistung & VerhaltenStetige Formulierungen prüfen
KorrekturBerichtigungsanspruchNachweise/Belege beifügen

Anspruch & Arten

Arbeitnehmende haben Anspruch auf ein Zeugnis – einfach (Art und Dauer) oder qualifiziert (zusätzlich Leistung/Verhalten). Zwischenzeugnis bei berechtigtem Interesse (z. B. Vorgesetztenwechsel, Versetzung).

Aufbau & Pflichtinhalte

  • Einleitung: Person, Beschäftigungsdauer, Position.
  • Tätigkeitsbeschreibung: Aufgaben, Verantwortungen.
  • Leistungsbeurteilung: Fachkenntnisse, Ergebnisse, Arbeitsweise.
  • Verhaltensbeurteilung: Vorgesetzte, Kollegen, Kunden.
  • Schlussformel: Bedauern, Dank, Zukunftswünsche (freiwillig).

Zeugnissprache & Noten

Formulierung (Beispiel)Typische NoteKommentar
„stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“Sehr gutHöchste Leistungsbewertung
„stets zu unserer vollen Zufriedenheit“GutKonstant gute Leistung
„zu unserer vollen Zufriedenheit“BefriedigendOhne „stets“ schwächer
„zu unserer Zufriedenheit“AusreichendUnterdurchschnittlich
„bemühte sich“MangelhaftEuphemistische Negativformel

Korrektur & Durchsetzung

Fehler, Unvollständigkeiten oder abwertende Codes beanstanden. Zunächst schriftlich um Berichtigung bitten; bei Streit Nachweise beifügen (Ziele, Bewertungen, Erfolge). Ausschluss- und Verjährungsfristen beachten.

Checkliste: Vorgehen

  1. Zeugnis auf Formfehler und Vollständigkeit prüfen.
  2. Leistungs- und Verhaltensbewertungen gegenprüfen.
  3. Problematische Formulierungen identifizieren.
  4. Berichtigung mit konkreten Vorschlägen verlangen.
  5. Fristen wahren; notfalls Klage auf Berichtigung.

Mustertexte

1) Zeugnis anfordern

Sehr geehrte Damen und Herren,
bitte stellen Sie mir ein qualifiziertes Arbeitszeugnis aus, das Art und Dauer des Arbeitsverhältnisses sowie Leistung und Verhalten bewertet.
Mit freundlichen Grüßen
[Name]

2) Berichtigung verlangen

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bitte um Berichtigung meines Arbeitszeugnisses vom [Datum]. Die Formulierungen zu Leistung/Verhalten bilden meine Tätigkeit nicht zutreffend ab. 
Vorschlag: [Formulierungen].

FAQ – Häufige Fragen

Muss die Schlussformel enthalten sein

Nein, sie ist freiwillig; ihr Fehlen darf nicht negativ ausgelegt werden.

Darf der Arbeitgeber verschlüsseln

Unzulässig sind versteckte Negativcodes; Zeugnisse müssen klar und wohlwollend sein.

Wer trägt die Beweislast

Je nach Streitpunkt; bei besseren Noten oft der Arbeitnehmer, bei sachlichen Fehlern der Arbeitgeber.

Wichtige Unterlagen

  • Entwurf/Original des Zeugnisses
  • Zielvereinbarungen/Leistungsnachweise
  • Beurteilungen/Feedback
  • Korrespondenz

Quellen und Paragrafen (Auswahl)

  • Gewerbeordnung § 109 (Zeugnis)
  • Tarif-/Arbeitsverträge (Ausschlussfristen)

Stand: allgemein, ohne Gewähr. Bitte aktuelle Rechtsprechung beachten.

Hinweis: Dieser Ratgeber dient der allgemeinen Information und ersetzt keine Rechtsberatung im Einzelfall.